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Fußball ist Kopfsache

Herr Hrdlicka, Sonntag, 06. Februar 2011, 20:23 @ Dammes

Mahlzeit, lieber Dammes!

Das war aber mal ne schöne Samstagsüberraschung: Der Meister des prägnanten Kurzkommentars ergeht sich in einer „Philippika“. Hat mir gefallen, „will“ ich häufiger haben, bütte!

Gut gewählter Titel; denn „Großhirn schießt, Kleinhirn trifft“ wusste Schwejk Josef hier Ende Januar zu vermitteln. Im Denkorgan eines Fußballers passiert mehr als im Kopf eines Schachspielers – behauptet der Hirnforscher Hans-Peter Thier: „Die Informationsverarbeitung, die man auf dem Fußballplatz braucht, ist unendlich viel umfangreicher als etwa die während eines Schachspiels. (...)“ Na ja, offensichtlich „zieht“ (zielt) das Kleinhirn gelegentlich etwas übereilt. Ne, ich glaube eher, das lag am Rasen, oder?

Nach 15 Minuten hatte ich leider das Gefühl, es kann heute nur einer gewinnen nämlich Scheisse 05. Der Spielverlauf und die daraus resultierende Chancenverwertung schrie förmlich nach dieser Niederlage.

Gut, wenn de die mangelnde Chancenverwertung ins Feld führst, haste recht; aber zu dieser Überzeugung konnteste doch erst in der 56. bzw. der 78. min ernsthaft kommen, als „Piszczek Jurados Schuss von der Linie kratzte, schwebte kurzzeitig sogar die Unfassbarkeit einer möglichen Niederlage über dem Branchenprimus“ (Sascha Fligge).

Meine Finophobie-Strategie - „Medienabstinenz“ über einen gewissen Zeitraum - schränkt meine Urteilsfähigkeit nicht unerheblich ein. Ich bin also zusätzlich zu dem, was ich live verfolgt habe, auf Einspieler, Video-Clips – und auf professionelle Kommentatoren angewiesen (die teilweise voneinander abschreiben):
Allllso (Pressezitate weitgehend ohne Gänsefüßchen):

- Angriffswirbel des BVB
- rasendes Angriffsspiel der Dortmunder
- phasenweise gedemütigte Schlacker
- Die Schlacker dagegen schienen 45 Minten lang in Schockstarre verfallen zu sein
- Schlacke wird phasenweise durch den Schleudergang gejagt („aktuelles sportstudio“)
- Der Tabellenführer präsentierte sich spielfreudig und war in allen Belangen überlegen.
- Borussia Dortmund dominierte am Freitagabend den ersten Durchgang gegen Schlacke
- Dortmund beginnt furios im Revier-Derby gegen Schlacke
- Dortmund knüpfte nahtlos an die starken Leistungen der vergangenen Wochen an und wollte den kriselnden Erzrivalen regelrecht überrollen.
- Ungehindert konnte der BVB kombinieren, immer wieder erspielte sich die Offensive Räume. Die Außenverteidiger Atsuto Uchida und Lukas Schmitz bekamen ihre Gegenspieler Kevin Großkreutz und Blaszczykowski nie in den Griff.
- In der Anfangsphase zerlegten sie den FC Schlacke in seine Einzelteile wie ein erfahrener Küchenchef einen Truthahn: Da saß jeder Griff.
- Auch nach der Pause änderte sich das Bild nicht. Dortmund dominierte in allen Bereichen, Schlacke war überfordert.
- Der Auftritt der Dortmunder, insbesondere in der ersten Halbzeit, war ein schönes Spektakel, eine Freude auch für den neutralen Beobachter. So spielt, nun ja, der erste Anwärter auf den Meistertitel.
- Tabellenführer Dortmund, torgefährlichste Mannschaft der Bundesliga und „haushoher Favorit“ (Magath), legte los wie die Feuerwehr bei einem Großbrand.
- Die unstrukturierten Spielzüge der unsortierten Gäste endeten meist im Mittelfeld, wo sich die leidenschaftlich-bissigen wie zweikampfstarken Dortmunder den Ball immer wieder eroberten und mit schnellem Umschaltspiel ihre Angriffe einleiteten.
- Dortmund war selbst in dieser bislang starken Saison einem Gegner selten so überlegen.

Sascha Fligge setzt noch einen druff:
- Dortmund bürstete den überforderten Erzrivalen mit aggressivem Pressing, hoher technischer Qualität und überfallartigem Umschalten nach Balleroberungen dermaßen ab, dass den Schlacker Fans auf der Tribüne der Angstschweiß im Gesicht geschimmert haben muss.

Doch der Ruhrnachrichten-Redakteur „kratzt sich dann am Kopp“:

- Es gibt Fußballspiele, die muss man nicht verstehen. Die kann man auch nicht verstehen. Im 137. Revierderby drohte Schalke 04 am Freitagabend unterzugehen in einem Feuerwerk aus Dortmunder Athletik und Spielkultur ...

Dennoch der Stuttgart-Effekt? Du sprichst ihn ja auch an, lieber Dammes!

Als es zur Halbzeit 0:0 stand, nannte das Sky-Kommentator Marcel Reif „einen Treppenwitz“.

Tja, leider stimmt auch:

- Das krönende Tor fiel nicht.
- Nur mit dieser einen Fahrlässigkeit, die Torchancen nicht genutzt zu haben, beendeten die Gastgeber die Halbzeit.
- “Dortmund hat sechs große Chancen, erzielt aber kein Tor.“ Jogi Löw

Stimmt Jogi: Selten sagte ein Ergebnis im Nachhinein so wenig über den Spielverlauf aus: Ich sage nur 3. 5. 7. 21. u. 35. und 85. (!) min!

- Die Presse weiter:
- Sie scheiterten am Pfosten, an Schalkes Torhüter Manuel Neuer oder an sich selbst …
- „Sie können sich nur selbst schlagen, müssen aber nicht gegen sich spielen.“ (Aurora)-

"Im Fußball verkompliziert sich alles durch das Vorhandensein der gegnerischen Mannschaft." (Sartre)

"Der Torwart gehört zur Mannschaft und zum Spiel“ (Magath)

Gezz wieder Du, lieber Dammes:

Das Ganze an Manuel Neuer festzumachen ist viel zu billig, er steht im Tor und macht seine Arbeit. Weide hat das ja auch gemacht.

Lieber grand gardien de but, nommé "le schnapper": Ich behaupte, niemand hier im Zirkel kann eine Keeper-Leistung besser beurteilen als Du. Und inter pares darf „man“ vielleicht auch - aufgrund der eigenen Kompetenz – strengere Maßstäbe an einen „Kumpel“ anlegen. Aber:

Da waren am Freitag doch feine Unterschiede in der Bedeutung für den Spielausgang zu vermelden:

Ich bin auch kein Kruppi, deshalb schiebe ich wieder die Presse in die erste Reihe; ich wähle aber aus:

- In einer Weltklasseleistung hat Manuel Neuer den Dortmunder Himmelsstürmern den Nerv geraubt.
- Neuer: Paraden am Fließband als Schlacke-Retter und BVB-Spielverderber
- Superman Neuer verhinderte einen Dammbruch
- Denn die Dortmunder um Zauber-Youngster Mario Götze spielten Jojo mit den Königsblauen, die es nur ihrem Keeper zu verdanken hatten, dass sie nicht schon hoffnungslos zurücklagen.
- Torwart Manuel Neuer. Er allein verhinderte ein Debakel der Königsblauen.
- „Das ist bisher Neuer gegen Dortmund“, formulierte Joachim Löw während der Halbzeit. Und „Kaiser“ Franz Beckenbauer legte nach:
- „Ohne Neuer hätte Schlacke in dieser Saison schon 15 bis 20 Tore mehr kassiert.“

Nomma Magath: "Den Punkt haben wir natürlich Manuel Neuer zu verdanken.“

- Neuer bügelte die Fehler der brüchigen Schlacker Abwehr aus, die vom rasenden Angriffsspiel der Dortmunder schlicht überfordert war.

Und sein Dortmunder Kollege:

„Wir haben unsere Chancen nicht genutzt. Ein Grund dafür war Manuel Neuer.

Die Qualität der herausgespielten Chancen hatte was vom Spiel gegen den VFB, nur waren es gestern noch mehr. So etwas muss reichen um zu gewinnen, basta!


Im Prinzip hasse ja recht,lieber Dammes!

- Doch das BVB-Versagen vor dem Tor (bzw. das Aluminium) und der überragende Schlussmann Manuel Neuer sorgten dafür, dass keine Treffer fielen.
[image]
Untertitel: Der Nationaltorwart mit den „magnetischen” Händen


- 78. Minute: Ja, Neuer riskierte "sogar" einen Platzverweis, als er etwa 30 Meter vor dem Tor gegen den eingewechselten Robert Lewandowski in einem äußerst riskanten Rettungsmanöver klärte - regelkonform mit der Brust.

Und unser Schnapper, wie häufig wurde Weide gefordert?

56. Minute: Im Gegenzug hat Farfan die bis dahin beste Schalker Chance: Eine flache Flanke von links drückt er aus kurzer Distanz über das Tor.
77. Minute: Fast die Schlacker Führung! Raul spielt toll auf Jurado, doch Weidenfeller rettet in letzter Not, d.h. den Abpraller köpfte Piszczek (ein Konsonantensammler) von der Linie .
(Zeiten mit dem Live-Ticker abgestimmt)

Oder: Während Schalkes Kapitän unter Dauerbeschuss stand, hatte BVB-Roman Weidenfeller lange einen ruhigen Abend mit Ballberührungen in homöopathischen Dosen. Das auf's Konto der ganz oben Hochgelobten!

Hoffentlich wird Weide gegen K’lautern nicht zu einer ähnlichen Performance herausgefordert wie Neuer gegen uns! Können könnte er schon! Aber müssen soll er nicht!

Am Ende stand es 0:0. Und was sagt uns das? Beim Fußball geht es nicht immer darum, ob etwas verdient ist.

Noch n paar Stimmen zum Spiel:

Jürgen Klopp : "Das war keine Niederlage, auch keine gefühlte. Wir waren die bessere Mannschaft. Wir haben unsere Chancen nicht genutzt. Ein Grund dafür war Manuel Neuer. So ist Fußball. Damit müssen wir leben, das können wir auch. Das war ein intensives Spiel. Wir haben nicht gewonnen, das kommt vor. Aber wir haben schließlich einen Punkt mehr auf dem Konto als vor dem Spiel.

Felix Magath: "Ich will nicht von Glück sprechen, schließlich gehört der Torhüter auch zum Spiel. Manuel Neuer war überragend. Er hat uns im Spiel gehalten. Am Anfang waren wir zu nervös. Der BVB hat in seiner üblichen Art druckvoll nach vorn gespielt und sich auch Chancen erarbeitet.

Roman Weidenfeller: "Das war eine klasse Partie - leider ist das entscheidende Tor nicht gefallen. Am Ende musst Du aufpassen, dass so ein Spiel nicht doch noch kippt. Aber meine Mannschaft hat alles gegeben."

Kevin Großkreutz: "Wir haben richtig gut gespielt. Aber am Ende kann man sich davon nichts kaufen. Ich fühlte mich an das 1:1 gegen den VfB Stuttgart erinnert. Nächsten Samstag gegen Kaiserslautern werden wir versuchen, es besser zu machen."

Mats Hummels: "Wir haben vieles richtig gemacht. Wir müssen nur die Tore schießen, dann gewinnen wir 2:0 oder 3:0 und keiner beschwehrt sich. Der Punkt ist zu wenig, aber wir haben wieder bewiesen, dass wir momentan den besten Fußball spielen"

Nuri Sahin: „Es gibt solche Tage, wo ein Manuel Neuer alles hält. Da hast du nach 'ner Zeit das Gefühl: Puh, heute wird’s schwer."

Marcel Schmelzer: „Man muss auch sagen, dass der Torwart den Schalkern den Arsch gerettet hat.“

Manuel Neuer: „Dortmund hätte den Sieg verdient gehabt. Dortmund steht verdient an der Tabellenspitze – hier einen Punkt mitzunehmen, ist nicht so schlecht. Dass wir nicht verloren haben, ist wichtig für alle Schlacker. Natürlich nimmt man sich als Torwart vor, immer „zu Null“ zu spielen. Ich versuche der Mannschaft Rückhalt zu geben. Ich hoffe, dass wir kämpferisch etwas mitnehmen.“

Hier
angelangt, lieber Dammes, musste ich schmunzeln:

Der Lobgesang auf diese junge Mannschaft und ihren überragenden Fußball wird noch zur Belastung, der Druck ist spürbar da, wird sogar mit jedem nicht gewonnenen Spiel zunehmen und es sind noch 13 (!) Spiele zu spielen!

109% agree – Applaus ist das Brot des Künstlers, auch des Ballkünstlers!
„Homöopathische“ Dosen müssen auch nicht sein. Diese Dosis stellt imho keine Belastung unserer „junge(n) Mannschaft“ dar, ist gerade richtig bemessen:

Wir haben eine Supertruppe, gestern mal namentlich herausheben Tele und Mats mit 100% gewonnenen Zweikämpfen und dabei trotzdem noch Fußball gespielt. Bender ist der Wahnsinn, ich krieg Gänsehaut wenn ich sehe was der leistet. Am Fernseher kommt es mir so vor das er immer im Bild ist, egal wo der Ball gerade ist!?

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Sollte es einen Heiligen geben der dem BVB wohlgesonnen ist fliegt der nach Nürnberg und küsst Almog Cohen auf die Stirn.

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Almog Cohen (dressed in….), der Kapitän von Maccabi Netanya hat bei FC Nürnberg unterschrieben.

Ich darf Dich wiederholen:

Der Lobgesang auf diese junge Mannschaft und ihren überragenden Fußball wird noch zur Belastung, der Druck ist spürbar da, wird sogar mit jedem nicht gewonnenen Spiel zunehmen und es sind noch 13 (!) Spiele zu spielen!

Sollten wir - der von Dir gewählte Thread-Titel regt es an - "im Hinterkopf" haben!

"Man sollte demütig bleiben. Wir schreiben ja nicht die Geschichte neu und glauben, dass wir immer wenn wir besser sind auch gewinnen - so ist das nicht im Fußball." (Kloppo nach dem Derby)

So, jetzt schmeiß ich 2 Euro in mein Sparschwein für die Phrasen und wünsche Euch ein schönes Wochenende.

Meines wäre gelb mit schwarzem Ringelschwänzchen. „Sprüche“ oder „Phrasen“ sind oft verdichtete und gedichtete Erfahrung.

"Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd!" oder „Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, ..." (Friedrich Martin von Bodenstedt) spricht in unseren Tagen allerdings eher einen kleineren Interessentenkreis an.

Dann doch eher:

„Die Borussia in ihrem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf!“

Von Bodenstedt fährt fort: „Das Paradies der Erde liegt … in der Gesundheit des Leibes und am Herzen des Weibes.“

Wenn Du Kruppi siehst, lieber Dammes, überreiche ihm bitte in Anspielung auf seine „Lage ( ), Teil 1, bitte dies:
[image]

Denn "eine Frikadelle am Knie" ist nicht "jederfraus" Sache! :-D :-D

Schönen Restsonntag und einen unbeschwerten Start in die neue Woche!

Schwatt-
gelbe
Grüße
Herr Hrdlicka

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