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Pub Life Remix

earl, Montag, 03. Juni 2013, 14:22

Es gibt Dinge, die man im Leben machen sollte. Im Speckgürtel neigen Männer dazu Bäume zu pflanzen und begründen das mit der Fortpflanzungspflicht. Man kann auch Kinder zeugen, weil ein Mann das eben tun muss. Ich persönlich habe immer eine Platte aufnehmen wollen. Das habe ich getan.

Was aber ein Mann wirklich tun muß, ist Freitags Abends in UK ein Pub zu betreten und dann alles laufen lassen. Man schliesst Freundschaften für einen Abend oder eben auch für länger - je nachdem wieviel leckeres englisches Bier man sich gönnt. Das muß ich auch nach Wembley nachholen, denn beim leckeren englischen Bier haben die Kollegen gestreikt und simple australische Brause vorgezogen.

Dennoch lernt man nette Menschen kennen. So zum Beispiel einen Fußballkenner, der erklären konnte, warum Mario Götzes Karriere anders verlaufen ist als die von Christopher Buchtmann, der eigentlich "the man" in der Jugend war. Er erklärte, welche Fähigkeiten Moritz Leitner so besonders machen und warum auch ein Scout-Gott, der beim aktuellen Branchenprimus arbeitet Montevideo bei Rio de Janeiro vermutet - Hauptsache Italien eben ;-).

Interessanterweise hatten nicht nur wir Jungspunde dabei (Für das im Alter fortgeschrittene Publikum hier: das sind so 18-22 Jährige) sondern er auch. Und das beste war: auch der Jungspund verstand etwas vom Fußball. So gut, daß wir ihm einen Wechsel nach Dortmund empfahlen. Als Spieler! Damme hat jedenfalls alles gegeben diesen Rohdiamanten zu motivieren.

Ohne vollkommen im Delirium angekommen zu sein machten wir uns auf den Weg nach Ash, wo uns Herbergsvater Mike, der so aussieht wie ein überlebender Raver aus den 80ern - ihr wisst, die, die zu Happy Mondays drei Tage durchgetanzt haben - versprach eine fleischgewordene Stevie Nicks Stimme auf der Bühne seiner Bude bewundern zu dürfen.

"Classic Rock - if you like classic rock" dabei schaute er Dammes an, "you'll have to join us tonite".

Als wir ankamen, tönte uns "When Will I Be Loved" von Linda Ronstadt in absoluter Champions League Verfassung entgegen. Gesungen von einer kleinen, zierlichen, verdammt gut aussehenden Frau mit arschlangen Haaren. Bloody Hell, was ein Weib!

Das Publikum schien es nicht zu interessieren. Sie begrüßten uns johlend und entwendeten unsere Devotionalien, mit denen sie die Bühne drapierten. Das konnte Stevie Nicks nicht auf sich sitzen lassen und hauchte ins Mikro: "I know some german words!". Dann ihr Blick, zwei wunderschöne blaue Augen hefteten sich an meinen Körper. "Ich will dich ficken."

Neben mir brüllt die Stimme meiner Nachbarin "What did she said?"
Mechanisch antworte ich "she wants to fuck me"
"Oh, really!"

Dann gab Stevie Nicks Stevie Nicks und sang "Don't stop thinking about tomorrow"

Tomorrow, der Tag der Tage. Mike reicht uns klassisch mit dem Vorabend T-Shirt gekleidet englisches Frühstück an Instantkaffee. Das Bergdölmo- und Nöthe Trikot sind dagegen frisch gewaschen und gebügelt. Die Sonne scheint und so ist auch das Spiel. Famose Dortmunder mit einer Leistung, die in die Geschichtsbücher einziehen wird, Neven ein (Beinah) Fußballgott. Marco und Ilkay unmenschlich. Piszczek hat sich alles aufgehoben. Der Wixxer an der Pfeiffe auch. Und Boateng (jerome), Fronck und Schweini brauchen mir nicht mehr über den Weg laufen. But who cares, wenn du von Celtic Fans Bier ausgegeben kriegst.

Aber dieses Mal war nicht Völkerverständigung das Thema - bei dem Bajuffenpack wäre das ohnehin nicht möglich gewesen - sondern High Society. Neven am Boden zerstört, Kloppo dagegen aufgeräumt als hätte er den Vertrag verlängert. Helene Fischer singt als ich Röckenhaus zurufe, "Freddy, ich kenne dich als du noch für die SPEX geschrieben hast." Worauf er zu mir sagt: "Ja, ich mag die Musik hier auch nicht".

Olli sitzt passend an dem Tisch auf dem "Ältestenrat" steht. Neben ihm Frau und Herr Wosab. Er habe auch mal für den BVB gespielt. Ja, und wie! Aber auch jüngere Geschichte ist anwesend. Stefan Klos, Stefan Reuter, Alex Frei. Zufrieden sehen sie aus.

Völlig aufgeputscht dagegen unsere Youngster Damme und Julian. Beide feiern mit ihren Spielern als wenn sie zum Kader gehören würden. Besonder Freundschaft entwickelt sich zu Alomerovic. Damme will hier nur noch als "Zlatan" posten.

Bittencourt klaut mir den Schal und ich bin nicht in der Lage ihm zu folgen. Dabei ist der so nen Bewegungslegastheniker ;-) Der Dino wirkt im bunten Licht nahezu lebendig - so lebendig wie Vicky Leandros auf der Tanzfläche. Und Neven ist immer noch niedergeschlagen. Auch als die Sonne uns an die Themse treibt.

Was bleibt als zurück nach Ash zu Mike und seinem britischen Frühstück? Zum Trost hat er sein T-Shirt gewechselt.
Dammes erklärt sich bereit zu fahren. In Belgien steht alles wieder. Aus den Autos strömen Menschen, die am Straßenrand "und schon wieder keine Farbe im Urin" skandieren. Bier wird organisiert, BVB Flaggen geschwenkt und aus der benachbarten Raststätte ertönt über Megafon "Kommst Du abends besoffen nach Haus".

Dammes sagt "London ist um eine historische Party betrogen worden."

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