"Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?"
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht bei dieser WM?
Friedrich Küppersbusch: Die Schuppenshampooreklame, die Testimonial Mats Hummel ins blau-weiße Schalke-Trikot pfercht. Ich bekomme davon Augenkaries und Hass auf das Shampoo
[Und ich sag's mit H.K.: "unerträglich"!].
taz: Und was wird besser?
F. K.: Ich verzichte auf Haarshampoo.
taz: Hand aufs Herz: Wen vermissen Sie jetzt schon mehr, die Spanier oder die Engländer?
F. K.: Spanien hat mit einer Weltklasseleistung im Synchronabdanken vor allem Prinz Charles das Turnier versaut. Gefahr: Wenn sich einschleift, dass bei WM-Niederlagen auch automatisch das Staatsoberhaupt ausgetauscht wird, erwarte ich eine menschlich bewegende Rede von Herrn Gauck zum Thema Bundeswehreinsatz in Ghana.
taz: Deutschland hat nur 2:2 gegen Ghana gespielt. Nach dem 4:0 gegen Portugal war Deutschland doch quasi schon Weltmeister. Wie soll es das Land nur schaffen, sich nach diesem Rückschlag noch einmal aufzurichten?
F. K.: Mal nüchtern: Das Portugal-Spiel minus großzügiger Elfer minus schaupielerisch hochwertige Roter Karte gegen Pepe wäre eher ein 2:0 gewesen. Der Reflex des Trainers im Ghana-Spiel, in der Not Schweinsteiger und Klose einzuwechseln: wie die Reaktion einer Band, deren neues Album floppt – dann spielt sie halt ein paar alte Hits. So eröffnet man Baumärkte. (…)
taz: Wer kann Costa Rica noch aufhalten?
F. K.: Klasse, oder? Und insgesamt – Ghana, Elfenbeinküste, Nigeria – diese WM könnte das Ende des spätkolonialen Folkloregrinsens bringen. (…)
taz: Bekommen Sie momentan genug des wohlverdienten Schlafs?
F. K.: Mittsommer! Da macht man durch, guckt schwedisch und verzehrt Köttbullar, also Fleischklößchen mit Preiselbeersoße – das sieht genau so aus wie Thomas Müller in der Schlussminute. [Hallo Earl! ]
taz: Wo ist eigentlich dieses WM-Maskottchen „Fuleco“?
F. K.: Nicht im Wörterbuch. Anders als ein Dutzend Qualitätsmedien aus der Welt abgeschrieben hatten, gibt es kein gleichlautendes Slangwort für „Arsch“ im brasilianischen Portugiesisch. Vielleicht Rache für die Schmach der Autobauer, die sich dort umgekehrt blamierten mit „Ford Pinto“ („Feigling“) oder „Mitsubishi Pajero“ („Wichser“). Neben das Latinum sollte das Brasilikum treten (Pesto).
taz: Und was machen die Borussen bei dieser WM?
F. K.: Neuer hat bis auf seine notorische Slapstickeinlage noch nicht so richtig laut nach Weidenfeller rufen lassen. Dagegen wäre Großkreutz schon eine Chance, die breiige Pomade Ribbeck’scher Prägung ordentlich durchzuquirlen. Hollands Spielweise gegen Spanien hatte viel Schönes resp. sah aus wie Jürgen Klopp als Frau Antje.
http://www.taz.de/Die-WM-Woche/!140925/
(Hervorh. HR)