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Danke DFL

Olli @, Dortmund, Dienstag, 20. Dezember 2016, 16:17 @ krull

18. Dezember 2016, 18:56 Borussia Dortmund
Pferdeküsse von der Hüfte bis zum Knie

Nach dem 2:2 in Hoffenheim ereifern sich die Dortmunder über Fehlentscheidungen von Benjamin Brand.
Von Freddie Röckenhaus

Die Spätfolgen der Schlacht von Sinsheim waren an Ousmane Dembélés Oberschenkel am Sonntag gut zu begutachten. Blaue Pferdeküsse von der Hüfte bis zum Knie, nach rund einer Stunde war der unbestritten beste Spieler auf dem Platz sturmreif getreten und musste vom Platz getragen werden. Ob das vielleicht begabteste neue Talent der Bundesliga schon bis zum Dienstag, wenn Borussia Dortmund den FC Augsburg zu Gast hat, wieder spielfähig gepflegt werden kann, wird beim BVB bezweifelt.

Dembélé konnte sich nach dem hitzigen Freitagsduell zwischen der TSG Hoffenheim und Borussia Dortmund wenigstens noch damit trösten, mit seinen Dribblings und zwei fantastischen Torvorlagen für seinen BVB zur Rettung des 2:2 beigetragen zu haben. Der andere Verlierer der Partie konnte das zwar, mit Sarkasmus betrachtet, auch für sich reklamieren - aber eine schwache Leistung bescheinigten ihm am Ende beide Seiten: Benjamin Brand, 27, Schiedsrichter aus Bamberg, stand im Fokus massiver Kritik, nicht nur, weil er es nicht schaffte, den 19 Jahre alten Dembélé vor derben Fouls zu schützen - sondern vor allem wegen zwei eklatanter Fehlentscheidungen zuungunsten des BVB.
TSG 1899 Hoffenheim v Borussia Dortmund - Bundesliga

Dortmunds Hans-Joachim Watzke lud seine Wut über den Schiedsrichter anschließend vor jeder Fernsehkamera ab. "Zwei unfassbare Fehlentscheidungen in der ersten Halbzeit. Dass Sandro Wagner vor seinem 2:1 foult, sehe ich aus 60 Metern Entfernung. Und beim Platzverweis hält der Gegenspieler Amiri Marco Reus fünf, sechs, sieben Meter lang am Trikot fest, und Reus kriegt dafür Gelb-rot", schnaubte der Vorstandsboss. Auch am Sonntag hatte er sich nur wenig beruhigt: "Wie man einen so unerfahrenen Schiedsrichter in so ein erwartbar brisantes Spiel schicken kann, auf so hohem Geschwindigkeitsniveau, ist das eigentliche Rätsel."

Der Rasanz des Fußballspiels zwischen den starken Hoffenheimern und den mindestens ebenso starken Dortmundern jedenfalls, in der Dembélé zwar alle überragte und bisweilen wie Statisten aus einem anderen Sport aussehen ließ, schien Brand kaum gewachsen zu sein. Nachdem erst am vorigen Spieltag der ebenfalls noch junge Christian Dingert, 36, beim hässlichen Spiel Hoffenheim gegen Frankfurt nur knapp an einem Eklat vorbeischrammte, hätte die Schiedsrichter-Kommission eher einen Routinier nominieren können. Brand, so wird in der Branche heftig geraunt, gelte aber als Protegé des Schiedsrichter-Vorsitzenden Herbert Fandel.

Watzke regte sich nicht zu Unrecht auf. Vor dem 2:1 für Hoffenheim hatte TSG-Angreifer Sandro Wagner den vor ihm stehenden Sven Bender mit beiden Armen gestoßen, um ungehindert zum Kopfball zu kommen. Auch Hoffenheims junger Trainer Julian Nagelsmann, zwei Jahre älter als Schiedsrichter Brand, meinte nachher: "Ich hätte mich nicht beschwert, wenn das Tor nicht gegeben worden wäre."

Noch mehr ärgerten sich die Dortmunder über die gelb-rote Karte gegen Marco Reus. Kurz vor der Halbzeit rannten Reus und Hoffenheims Nadiem Amiri in vollem Tempo nebeneinander her, Amiri hielt dabei Reus am rechten Trikotärmel fest. Als Reus sich losrempelte, zückte Brand sofort Gelb für Reus. Seinen Assistenten, der wenige Meter entfernt beste Sicht aufs Geschehen hatte, befragte Brand nicht. Da er Reus bereits früh in einer anderen Szene Gelb gezeigt hatte, flog der Nationalspieler damit vom Platz - zum ersten Mal in seinem 209. Bundesligaspiel.

"Die zweite gelbe Karte für Reus hätte ich auch nicht gegeben", solidarisierte sich Nagelsmann später auch hier mit dem Gegner aus Dortmund. Nach dem Spiel, so berichten es zumindest die Dortmunder, soll Schiedsrichter Brand dem gleichaltrigen Reus noch gesagt haben, er habe "es nicht so genau sehen können".

Neben diesen beiden Fehlern kreideten die Dortmunder dem Schiedsrichter aber vor allem die Foulserie gegen den ungeheuer trickreichen Dembélé an, die Brand viel zu selten zu unterbinden verstand. Der 1,94-Meter-Hüne Kevin Vogt rammte den hakenschlagenden Dortmunder dreimal in Bodycheck-Manier zu Boden, bis der nicht mehr weitermachen konnte; auch Innenverteidiger Hübner setzte immer wieder lustvoll seinen Körper ein. Vogt durfte bis zum Ende mitspielen; der leichtfüßige Kreativspieler Reus durfte das nicht.

Dass Hoffenheim inzwischen das robuste Spiel beherrscht, lässt sich in der Foul-Statistik ablesen. Dort rangiert die TSG, im Gleichschritt mit Frankfurt, auf dem zweiten Platz, hinter dem Hamburger SV. Weniger Fouls als Borussia Dortmund begehen nur die Bayern-Spieler. Dieselbe Statistik belegt auch, dass die Dortmunder - offenbar wegen ihrer besonders schnellen Spieler wie Aubameyang, Dembélé, Reus, Pulisic oder Mor - mit weitem Abstand am häufigsten gefoult werden: 283 Mal bisher insgesamt, knapp 18 Mal pro Spiel. BVB-Trainer Thomas Tuchel hatte diese Thematik vor Wochen bereits angeprangert. Beim BVB argwöhnt man nun, dass die Schiedsrichter seitdem besonders gerne Zeichen gegen die jammernden Dortmunder setzen würden.

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