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Kagawa in seinem Blog

Olli @, Dortmund, Montag, 22. Mai 2017, 16:08

Eine Nachricht, die ich euch übermitteln möchte.

Ich bin gerade aufgewacht. Guten Morgen euch allen. Mir gehen viele Dinge durch den Kopf, während ich diesen Blog schreibe.

Mit dem gestrigen Spiel endete die Bundesligasaison für Dortmund. Es war ein schwieriges Spiel, aber es war schön, dass wir am Ende als Sieger daraus hervorgehen konnten. Am 27. haben wir das Pokalfinale vor uns. Das möchte ich gewinnen und euch dann in diesem Blog von dieser Saison erzählen.

Aber jetzt, da die Liga beendet ist, gibt es etwas über das ich sprechen möchte, von dem ich jedem erzählen möchte, der mich unterstützt. Vielleicht ist es gar nichts, was man in einem Blog erzählen sollte. Es ist wirklich etwas, das ich mit meiner eigenen Stimme kommunizieren sollte. Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich es euch erzählen soll. Aber jetzt werde ich euch erst einmal meine Gedanken mitteilen und wie ich alles erlebt habe.

Der 11. April, das Monaco-Spiel, der Anschlag auf den Mannschaftsbus.

Ich ging an diesem Morgen zum Vereinsgelände. Nachdem wir uns versammelt hatten, gingen wir zum Hotel. Alles lief ab wie immer, wie bereiteten uns auf das Spiel vor. Als ich mein Zimmer verließ, hörte ich Musik, dann ging ich durch die Lobby und stieg in den Bus. Ich sitze mehr oder weniger immer auf demselben Platz. Ungefähr in der Mitte des Busses.

Ich habe mich wirklich sehr auf dieses Match gefreut. Champions League. In der Vergangenheit bin ich in diesem Wettbewerb nie sehr weit gekommen. Meine Fitness, meine Einstellung… Ich war bereit. Komplett vorbereitet. Deshalb war dieses Spiel so wichtig für mich.

Essen, Mannschaftssitzung vor dem Spiel, Musik hören, als man in den Bus stieg. Jeder ist da, der Bus fährt wie gewöhnlich los. Ungefähr 100 Meter, vielleicht. Dann gab es einen lauten Knall. Ich bin erschrocken. Was war passiert? Ich wusste es nicht wirklich. Eine Explosion? Mein erster Gedanke war, dass jemand auf den Bus schoss.
Jeder legte sich auf den Boden, unter die Sitze. „RENNT!“ Schreie. „Bring‘ uns hier raus!“. Wir hatten das Gefühl, dass der Bus angegriffen würde, dass wir beschossen würden. Und in diesem Moment geriet ich in Panik. Ich konnte kein Wort sagen, ich konnte nichts tun. Ich hatte Angst. Dann schrie ein Spieler von hinten im Bus „FAHR‘!!“. Weitere 100 Meter, dann hielten wir an. Ich schaute nach hinten und sah die zerborstenen Fenster. Ich sah, wie Marc Bartra sich vor Schmerz krümmte. Ich war – wir alle waren – entsetzt.

Die Polizei kam. Dann einige Wagen, die uns ins Stadion brachten. In diesem Wagen verließ kein einziges Wort meinen Mund. In meinem Kopf gab es nur diese Szene im Bus – und diesen lauten Knall.

Wir hörten, dass das Spiel am folgenden Tag stattfinden sollte, aber ich konnte mir nicht vorstellen, ein Fußballspiel zu spielen. Ich denke das konnte keiner von uns. Ich bekam Anrufe von besorgten Leuten aus der Heimat, aber nichts davon drang zu mir durch. Ich ging ins Bett und konnte nicht schlafen, obwohl ich es versuchte. Als ich endlich für einen kurzen Moment eindöste, erschien mir ein Traum. Ein Traum von dieser Szene, diesem lauten Knall, zerborstenen Fenstern im Bus. Ich hatte Angst. Um ehrlich zu sein: Ich habe noch immer Angst. Ich habe Angst davor, in den Bus zu steigen. Angst davor, zu Spielen zu gehen. Ich hatte Angst, als wir in Monaco mit dem Bus vom Hotel zum Stadion fuhren. Ich hörte, dass der Täter verhaftet worden sei. Aber Dortmund, andere Fußballmannschaften oder andere Sportvereine könnten in Zukunft wieder Zielscheibe werden.

Ich dachte immer Dinge wie Krieg und Terrorismus seien Dinge, die ganz weit weg von mir sind. Aber nachdem was passiert ist, glaube ich nicht mehr, dass es etwas ist, das nur anderen Leuten passiert. Die Gefahr ist jetzt immer präsent.

Wenn man daran denkt, dass auf dieser Welt Menschen leben, die diese Angst in ihrem täglichen Leben erfahren müssen, dann schnürt sich einem der Hals zu. Das ist eine Situation, die ich niemandem wünsche. Ich wünschte, es gäbe auf der Welt keine solche Angst und keine solchen Konflikte. Ich sehne mich nach einer solchen Welt.

Als Sportler möchte ich jemand sein, der immer alles auf dem Platz gibt. Also werde ich weiterhin alles geben um ein Spieler zu sein, der Kindern etwas zum Träumen schenkt. Mag sein, dass das nur schöne Worte sind. Aber als Fußballer und als Mensch wünsche ich mir, dass die Welt ein sicherer Ort für alle Kinder ist.

Es war so toll, gestern wieder mit Marc spielen zu können. Ich bin überglücklich, dass er sein Comeback auf dem Rasen geben konnte.

Jetzt habe ich noch das Pokalfinale und die WM-Qualifikation vor mir. Wichtige Spiele, aber die Bundesligasaison ist vorbei, also nahm ich mir nun diese Zeit. An jeden, der mich unterstützt – ganz ehrlich – ich danke euch für eure Unterstützung.

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